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Kaskadennutzung und Kreislaufwirtschaft

Einmal geerntet, lässt sich Holz mehrfach nutzen. Dies trägt zur Versorgungssicherheit, zur Einsparung fossiler Ressourcen, zum Klima- und Umweltschutz und Wertschöpfung im Cluster Forst und Holz bei.

 

Aufgrund seiner vielfältigen Eigenschaften ist Holz heute so gefragt wie nie zuvor. Holz erlebt eine Renaissance – als Baustoff, in Form von Fasern für Kleidungsstücke und als Grundstoff in der chemischen Industrie. Nicht ohne Grund: Schließlich speichern Holzprodukte Kohlenstoff und können erdölbasierte Produkte ersetzen (Klimaschutz durch Holz).  

Gleichzeitig verschärft sich der Diskurs, ob die steigende Nachfrage nach Holz nachhaltig und möglichst regional gedeckt werden kann: Als natürliche Ressource ist Holz zwar nachwachsend, die Anbauflächen und Zuwachsraten bleiben jedoch begrenzt. Umso wichtiger ist es, Holz über einen längeren Zeitraum hinweg stofflich und effizient zu nutzen.

Kaskadennutzung und Kreislaufwirtschaft

Kaskadennutzung und Kreislaufwirtschaft – hinter diesen Begriffen verbergen sich Ansätze, die den verantwortungsbewussten und nachhaltigen Umgang mit den nur begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen – insbesondere Holz – beschreiben.

Kaskadennutzung
Unter Kaskadennutzung wird laut Umweltbundesamt (2012) eine Strategie verstanden, um „Rohstoffe oder daraus hergestellte Produkte in zeitlich aufeinanderfolgenden Schritten so lange, so häufig und so effizient wie möglich stofflich zu nutzen und erst am Ende des Produktlebenszyklus energetisch zu verwerten“.

Holz sollte demnach in Form einer Nutzungskette mehrfach auf möglichst vielen Nutzungsstufen verwendet werden. Findet das Holz nach seiner ursprünglichen Nutzung eine neue Verwendung, spricht man vom Altholz-Recycling. Aus einem Abfallprodukt wird ein sogenannter Sekundärrohstoff.

Erreicht das Holz nicht mehr die ursprüngliche Qualität bzw. Verarbeitbarkeit wie vor dem Recyclingprozess, wird diese Abwertung als Downcycling bezeichnet. Aus dem Ausgangsprodukt entsteht ein weniger wertvolles Nachfolgeprodukt – eine stabile Tischplatte etwa könnte als Einstiegsluke für den kleinen Keller im Garten fungieren.

Beim Upcycling werden aus bereits verwendeten Materialien hochwertigere Produkte kreiert. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn aus dem Holz ausgedienter Buhnen oder Holzpaletten Möbelstücke werden oder Schmuck aus alten Skateboards entsteht.

Für den Biomasserohstoff Holz wird das Prinzip der Kaskadennutzung heute bereits nennenswert umgesetzt. Für den gesamten Markt an Holzprodukten in Europa gilt der Kaskadenfaktor von 1,57 – das bedeutet, dass die primäre Ressource Frischholz mehr als anderthalbmal genutzt wurde (Rohstoffbilanz).

Kaskadenfaktor nach Mantau
Der Kaskadenfaktor beschreibt das Verhältnis der gesamten Holzressourcen (Frischholz, Altholz, Restholz) zum Anteil des Frischholzes.

Noch nachhaltiger ist es, Holz zirkulär – also innerhalb einer Kreislaufwirtschaft – zu nutzen. Die stoffliche Nutzung von Nebenprodukten, die bei der Be- und Verarbeitung entstehen, spielt dabei neben dem Altholz-Recycling eine entscheidende Rolle.

Kreislaufwirtschaft (engl. circular economy)
Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, den Stoffkreislauf des Holzes möglichst zu schließen, indem das einmal verwendete Holz der Wirtschaft erneut als sogenannter Sekundärrohstoff zur Verfügung gestellt wird. Abfälle und Nebenprodukte, die bei der Holzbe- und -verarbeitung anfallen, werden effektiv genutzt, indem sie zur Quelle für neue Ressourcen werden.

Ziel der Kreislaufwirtschaft ist eine naturverträgliche Gestaltung von Wirtschaftssystemen, bei der das Holz vollständig – also auch die Nebenprodukte der Holzindustrie – möglichst lange im Stoffkreislauf gehalten werden.

Die Herausforderung: Vom Produktdesign über die Produktion und Nutzung bis hin zur Erfassung der Produkte am Lebensende und zur Rückführung der Materialien in den Kreislauf – die Kreislaufwirtschaft erfordert die ganzheitliche Betrachtung des Produktlebenszyklus.

Beim Bauen also schon ans Abreißen denken? 

Unbedingt! Die bedeutendsten Potenziale für eine Kreislaufnutzung von Holz liegen in der Rückgewinnung von Baumaterial, denn die Baubranche ist weltweit eine der rohstoffintensivsten Branchen. Inzwischen verpflichten sich erste Unternehmen, bestimmte Holz-Elemente nach der Gebäudelebensdauer zurückzunehmen und erneut für Konstruktionen und Bauteile zu verwenden.

Eine derart konsequente Kreislaufwirtschaft, die sich die Natur selbst zum Vorbild nimmt, wird durch das Designprinzip „Cradle to Cradle®“ (deutsch: „Von der Wiege zur Wiege“) umgesetzt. Das Ziel: eine sichere Zirkulation von Materialien und Nährstoffen in Kreisläufen. Am Ende des Produktlebenszyklus entsteht kein Müll – der Großteil der verwendeten Materialien wird recycelt oder in anderer Form nutzbar gemacht. Unternehmen, die diesem Standard folgen, können ihre Produkte nach dem Cradle to Cradle Certified™ Produktstandard zertifizieren lassen.

Holz mehrfach nutzen – die Vorteile im Überblick

Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung mehrfach zu nutzen, hat sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile. Indem mehrere sinnvolle Zwischenschritte in die Holznutzungskette eingefügt und Nebenprodukte gezielt stofflich verarbeitet werden, wird

  • das Holz effizient genutzt,
  • die Konkurrenz zwischen den Marktteilnehmern gesenkt,
  • der Nutzungsdruck auf den Wald reduziert,
  • Kohlenstoff langfristig gebunden,
  • die Wertschöpfung gesteigert,
  • und die Versorgung mit Holz auch für künftige Generationen sichergestellt.

Erst wenn das Holz nicht mehr stofflich verwendet werden kann, sollte es der energetischen Nutzung zugeführt werden (Heizen mit Holz).

Projektförderung

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterstützt über die FNR zahlreiche Vorhaben zur Wald- und Holzforschung mit Mitteln aus dem Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe (FPNR) oder fördert Forschungsvorhaben zusammen mit dem Bundesumweltministerium (BMUV) über den Waldklimafonds.

Weitere Informationen zu laufenden und abgeschlossenen Forschungsprojekten, die eine material- und energieeffiziente Holznutzung oder die holzbasierte Bioökonomie befördern, sind auf der Website der Charta für Holz 2.0 zu finden: Förderprojekte Material und Energieeffizienz und Bioökonomie.
 


Kontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Marie Lindenberg
Tel.: +49 3843 6930-370
Mail: m.lindenberg(bei)fnr.de

 

 

 

 

Altholz-Recycling leistet einen wichtigen Beitrag bei der Mehrfachnutzung von Holz. Quelle: ©stock.adobe.com_132221891
Altholz-Recycling leistet einen wichtigen Beitrag bei der Mehrfachnutzung von Holz. Quelle: ©stock.adobe.com_132221891
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Charta für Holz

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