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Starkes Plädoyer: Holzbau als Kohlenstoffspeicher und Chance zum Klimaschutz

Europäische Programme zur innovativen, nachhaltigen Holzverwendung im Charta-Dialog

„Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft ist unverzichtbar – nicht nur für den Klimaschutz und die Transformation zur biobasierten Kreislaufwirtschaft, sondern auch als Wirtschaftsfaktor“, so Joachim Fuchtel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft. Die Politik dürfe nicht zulassen, dass nachhaltige Waldbewirtschaftung eingestellt werde und müsse sich für eine verantwortungsvolle Ressourcenpolitik zur innovativen Holzverwendung beim Bauen und in der Bioökonomie einsetzen, betonte Fuchtel auf der Veranstaltung „Klima – Werte – Ressourcen: Holz zählt!“.

Fuchtel verwies darauf, dass der Dialogprozess Charta für Holz hierzu wichtige Impulse gebe. So unterstützte das BMEL in den vergangenen vier Jahren im Kontext der Ziele der Charta mehr als 550 Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit rund 175 Millionen Euro.

Mit der Veranstaltung in der Reihe „Charta für Holz 2.0 im Dialog“ rückte das BMEL politische Programme und Aktivitäten für die nachhaltige Holzverwendung in Europa in den Fokus. „Den großen Herausforderungen beim Klimaschutz können wir nur auf internationaler Ebene begegnen“, erklärte Norbert Lins, Vorsitzender des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung im Europäischen Parlament, unter Verweis auf das neue Klimagesetz der EU und die künftige EU-Forststrategie zur Umsetzung des europäischen Green Deals. Mit der Charta für Holz werde gezeigt, welch enormes Potential die ganzheitliche Verwendung von Holz und eine nachhaltige Waldnutzung birgt.

Die nordrhein-westfälische Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz Ursula Heinen-Esser, deren Ministerium als Unterstützer der Charta für Holz Partner der Dialogveranstaltung war, unterstrich die gemeinschaftlichen Herausforderungen der Länder in der Klima-, Wald- und Holzpolitik. „Der nachwachsende Rohstoff Holz verbindet uns über die Grenzen hinweg“, sagte sie.

In seinem Impulsvortrag zum Auftakt der Veranstaltung mahnte Klimaforscher Prof. Hans Joachim Schellnhuber, Gründer und Direktor a. D. des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), zwingend die Holzverwendung beim Bauen an. 40 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen resultierten aus dem Errichten, Betreiben und Abreißen von Gebäuden, berichtete er. Schellnhuber forderte neben der Wiederaufforstung devastierter Flächen eine weltweite „Bauwende hin zur organischen Architektur“ mit natürlichen Rohstoffen, um „Gebäude als globale Kohlenstoffsenke“ zu nutzen. Die nachhaltige Waldbewirtschaftung, wie sie in Deutschland und der EU praktiziert werde, sei dazu eine wesentliche Voraussetzung.

„Seit 2017 gab es einen deutlichen Schub beim Bauen mit Holz auf nationaler wie auf Länder- und kommunaler Ebene. Dazu hat auch der politische Rückenwind und der strategische Rahmen der Charta für Holz beigetragen – flankiert von gezielten Maßnahmen im Bereich Forschung und Entwicklung, Wissenstransfer und Politikberatung.“ erklärte Dr. Eva Ursula Müller, Abteilungsleiterin Wald, Nachhaltigkeit, Nachwachsende Rohstoffe im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), bei der Vorstellung der Charta für Holz.

Vertreter aus den zuständigen Ministerien in Frankreich, Schweden und Österreich umrissen Strukturen und Programme der Wald- und Holzpolitik ihrer Länder. Österreich hatte zu Jahresbeginn 2021 einen mit 350 Millionen Euro finanzierten Waldfonds aufgelegt, der u. a. die stoffliche und energetische Nutzung von Holz stärkt. Die österreichische Initiative „Think Wood“ unterstützt holzbasierte Produkte und Dienstleistungen. Auch Frankreich startete ein Konjunkturprogramm mit 200 Millionen Euro, aus dem Wiederaufforstungen, Samen- und Setzlings-Plantagen und der Ausbau von Sägewerken unterstützt werden. Frankreich setzt zudem darauf, die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu einem „Schaufenster für den Holzbau“ werden zu lassen. Kernstück des Nationalen Waldprogramms Schwedens ist – ähnlich der Charta für Holz 2.0 – der gesellschaftliche Dialog zu Klimaschutz, nachhaltiger Nutzung und Schutz der Wälder. Darüber hinaus werde in Schweden ein Konzept „Wooden Cities“ zur Förderung des Holzbaus entwickelt. Die Ländervertreter würdigten das Engagement der deutschen Politik, die mit der „Charta für Holz 2.0“ Pionierarbeit für die bessere Wahrnehmung und Umsetzung einer verantwortungsvollen Ressourcenpolitik Holz geleistet habe.

Vertreter des Referats Landnutzung und Innovationsfinanzierung der Europäischen Kommission, des Brüsseler Forschungs- und Innovationsnetzwerks FTP, der Europäischen Sägewerks-Organisation EOS und des Verbands der Europäischen Holzindustrie CEI-Bois sowie des Europäischen Forschungsinstituts EFI debattierten zusammen mit Klimaforscher Schellnhuber und BMEL-Abteilungsleiterin Müller mit Chatteilnehmern die Chancen und Grenzen der Holzverwendung im Klimawandel aus der Sicht von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbrauchern. Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion plädierten für das Erhöhen des Holzbauanteils, für Recyling und Kaskadenwirtschaft. Forschung und Entwicklung müssten weitere Substitutionsoptionen für Holz erschließen, Einsatzmöglichkeiten für geschädigtes Holz gefunden werden und die politischen Rahmenbedingungen so gestaltet sein, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Holzindustrie in Europa gesichert ist. Gleichzeitig müssten Wege gefunden werden, Zielkonflikte innerhalb des Green Deals zwischen den Bereichen Biodiversität und verstärkter Holzverwendung z.B. für den Holzbau im Gebäudesektor zu lösen. „Wer Einschränkungen der Waldbewirtschaftung fordert, muss auch Alternativen zur Holzverwendung aufzeigen. Diese Alternativen liegen nicht in konventionellen Materialen mit nachteiliger Ökobilanz und nicht in Appellen zum Verzicht. Die beste Alternative im Klimawandel ist die Verwendung von Holz“, resümierte Dr. Eva Müller am Ende der Veranstaltung.

Der Livestream der Charta-Veranstaltung war von rund 250 Zuschauern verfolgt worden, mehr als ein Viertel davon aus dem europäischen Ausland. Der Stream steht unter https://www.youtube.com/playlist?list=PLyeUudrNoHk5UpvX_cx6GjRm7AVezB2hw zur Verfügung.

HINTERGRUND:
Die Charta für Holz 2.0 bildet den Rahmen für einen umfangreichen Dialogprozess, der den verstärkten Einsatz von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft als Beitrag zum Klimaschutz, zur Ressourcenschonung und der Stärkung der ländlichen Räume thematisiert.

Die FNR ist seit 1993 als Projektträger des BMEL für das Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe (FPNR) und seit 2019 für den von BMEL und BMU gemeinsam getragenen Waldklimafonds (WKF) aktiv. Sie unterstützt außerdem über WKF und FPNR geförderte Forschungsthemen in den Bereichen nachhaltige Forstwirtschaft und innovative Holzverwendung.

Fachliche Ansprechpartnerin:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Christiane Maack
Tel.:        +49 3843 6930-322
Mail:   c.maack(bei)fnr.de 

Pressekontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Martina Plothe
Tel.:        +49 3843 6930-311
Mail:       m.plothe(bei)fnr.de 

PM 2021-63

Erstellt von FNR/BMEL
Hans Joachim Fuchtel, Parlamentarischer Staatssekretär im BMEL: Europa braucht nachhaltige Waldbewirtschaftung und verantwortungsvolle Ressourcenpolitik Holz. Foto: FNR/BMEL/photothek.de
Hans Joachim Fuchtel, Parlamentarischer Staatssekretär im BMEL: Europa braucht nachhaltige Waldbewirtschaftung und verantwortungsvolle Ressourcenpolitik Holz. Foto: FNR/BMEL/photothek.de
Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber: Bauten sind der Elefant im Klimaraum. Bauen, Betreiben und Abreißen verursachen 40 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Foto: FNR/BMEL/photothek.de
Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber: Bauten sind der Elefant im Klimaraum. Bauen, Betreiben und Abreißen verursachen 40 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Foto: FNR/BMEL/photothek.de
Virtuelle Studiogäste: Hans-Joachim Fuchtel (PSt. BMEL), Norbert Lins (MdEP), Ursula Heinen-Esser (MULNV NRW) waren  Moderatorin Angela Elis zugeschaltet (v. l.). Foto: FNR/BMEL/photothek.de
Virtuelle Studiogäste: Hans-Joachim Fuchtel (PSt. BMEL), Norbert Lins (MdEP), Ursula Heinen-Esser (MULNV NRW) waren Moderatorin Angela Elis zugeschaltet (v. l.). Foto: FNR/BMEL/photothek.de
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