Wissenswertes Detail

Den Wald vor lauter Bäumen sehen

Eschentriebsterben

Die Gemeine Esche hat es schwer: Die von einem Pilz verursachte Erkrankung des Eschentriebsterbens führt zu einem drastischen Rückgang der Eschenvorkommen in hiesigen Wäldern. Wissenschaftliche Maßnahmen zum Erhalt der Esche als Wirtschaftsbaumart laufen bundesweit auf Hochtouren.

Die Gemeine Esche, eine seit Jahrtausenden in unseren Breiten genutzte Baumart, ist bedroht. Sie wird in den letzten Jahren zunehmend durch den aus Ostasien stammenden Pilz „Falsches Weißes Stängelbecherchen“ (Hymenoscyphus fraxineus) in ihrer Verbreitung und Entwicklung beeinträchtigt. Der Schlauchpilz ist der Auslöser des so genannten Eschentriebsterbens.

Folgende Symptome sind typisch bei einem Befall:

  • Welkeerscheinungen
  • Rindenverfärbungen
  • Blattflecken
  • Änderung der Verzweigungsstruktur der Kronen
  • Holzverfärbungen im Querschnitt des Triebes.
  • Absterben von Trieben
  • Stammnekrosen.
ECKPUNKTE: Eschentriebsterben
Verursacher: Schlauchpilz Hymenoscyphus fraxineus („Falsches Weißes Stängelbecherchen“)
Betroffen: Gemeine Esche
Symptome: zunächst Verfärbung von Blättern und Trieben, welke Blätter, Absterben von Trieben; später Absterben der Baumkrone, Stammnekrosen, nachfolgende Schaderreger (Pilze und Insekten)
Folgen: Gefahr durch herabfallende Äste, Qualitätsminderung des Holzes, Absterben der Bäume, Verlust ganzer Eschenbestände

Mit dem sukzessiven Sterben der Gemeinen Esche gehen wirtschaftliche Einbußen für die Forst- und Holzwirtschaft einher. Das qualitativ sehr hochwertige Eschenholz wird unter anderem für die Herstellung von Fußböden und Möbeln, Sport- und Turngeräten sowie von Werkzeugen verwendet. Aus waldbaulicher und ökologischer Sicht fehlt die Gemeine Esche zunehmend als Stabilisator von rutschgefährdeten Hängen, speziell von Bach- und Flussufern. Durch ihr weitverzweigtes Wurzelsystem mit tief reichenden Pfahl- und Senkerwurzeln schützt sie vor Bodenerosion und befestigt Uferböschungen. Zudem bietet die Gemeine Esche zahlreichen Insekten und Vögeln einen wichtigen Lebensraum und Nahrung für Wildtiere, die sich von Zweigen und Knospen der Jungpflanzen ernähren. Zum anderen bildet das herbstliche Eschenlaub eine wertvolle Streu, die bodenverbessernd und humusbildend wirkt.

Keine Aussicht auf Rückgang des Eschentriebsterbens

Dr. Gitta Langer von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt untersucht als Leiterin des Sachgebiets Mykologie und Komplexerkrankung die Ausbreitung und Ausmaße des Eschentriebsterbens. „Eine leichte, scheinbare Erholung im Kronenbereich vieler betroffener Eschen infolge der zu warmen und zu trockenen Jahre 2018 - 2020, die für das Wachstum des Erregers ungünstig waren, darf uns nicht täuschen“, warnt sie.

Von resistenten bzw. toleranten Eschen sei nur in geringem Umfang auszugehen. Stattdessen berichtet Dr. Langer von bundesweiten Abgängen ganzer Eschenbestände. In allen Regionen Deutschland, in denen die Gemeinen Eschen wachsen, seien Einzelbäume oder ganze Bestände vom Eschentriebsterben betroffen, beschreibt es die Wissenschaftlerin.

Forschung zum langfristen Erhalt der Gemeinen Esche als Wirtschaftsbaumart

Um die wertvolle, heimische Baumart Gemeine Esche zu erhalten, ist es notwendig, gezielt an der Aufklärung des Infektionsweges, dem Krankheitsverlauf und der Ausbreitung des Pilzes zu forschen. Seit das Falsche Weiße Stängelbecherchen 2002 in Deutschland nachgewiesen wurde, beschäftigen sich Wissenschaftler und Praktiker damit. Neben den Hochschulen waren insbesondere auch die Ressortforschung des BMEL sowie die forstlichen Versuchsanstalten der Bundesländer sehr aktiv.

Dem noch offenen Forschungsbedarf begegnet die Wissenschaft durch verstärkte und länderübergreifende Anstrengungen.

Das 2021 beendete Verbundvorhaben ResEsche konzentrierte sich auf die Auswahl von vitalen Eschen, die eine hohe Resistenz gegen das Eschentriebsterben zeigten. Das Ziel des Projektes war es, diese Plusbäume gezielt durch Klone zu vermehren, genetisch zu untersuchen und auf Grundlage dessen eine Samenplantage für zukünftige Eschengenerationen aufzubauen.

Mit Fördermitteln aus dem Waldklimafonds startete im Juli 2020 mit dem Demonstrationsvorhaben „FraxForFuture“ ein bislang einzigartiges Forschungsprojekt. Bundesweit sind Partner aus Forschung und Wissenschaft beteiligt. Insgesamt vereint FraxForFuture fünf Forschungsverbünde unterschiedlicher Fachdisziplinen mit 27 Teilvorhaben. Das gemeinsame Ziel ist die Gemeine Esche als bedeutende Ökosystem- und Wirtschaftsbaumart zu erhalten.

FraxForFuture entwickelte im Jahr 2021 als Grundstein der Projektarbeit das Handbuch „Eschentriebsterben - Kriterien zur Schadensbonitur an Eschen“. Der Leitfaden standardisiert bundesweit den Schadzustand bei Eschen und erleichtert so die Forschungsarbeiten zum Eschentriebsterben. 

Zum Abschluss dieses Projekts wurde zusätzlich die Broschüre "Zukunft der Esche - Empfehlungen zum forstbetrieblichen Umgang mit dem Eschentriebsterben" veröffentlicht, die Maßnahmen für den forstlichen Umgang mit dem Eschentriebsterben erläutert. Die waldbaulichen Empfehlungen zielen darauf ab, die Gemeine Esche langfristig in stabilen Populationen zu erhalten. Das Konzept basiert auf drei Grundsätzen:

  1. Gezielte Förderung der Eschennaturverjüngung als wichtigstes Selektionspotenzial.
  2. Förderung und Erhaltung vitaler Eschen in allen Wuchsklassen zur Sicherung der natürlichen Anpassung und genetischen Vielfalt.
  3. Konservativer Umgang mit Alteschen zur Erhaltung ihres Samenpotenzials und ihrer ökologischen Funktionen.

Die Empfehlungen richten sich an Waldbesitzende und -bewirtschaftende und sind auch in einer Kurzfassung verfügbar.

Im Oktober 2021 starteten mit dem Verbundvorhaben FraxVir weitere Projekte zur Ergänzung der Arbeit von FraxForFuture. 

Mehr Informationen zu den einzelnen Projekten sind in der Projektdatenbank des Waldklimafonds zu finden.

ECKPUNKTE: Gemeine Esche (Fraxinus excelsior)
Wuchshöhe: ca. 20 m (bis zu 40 m)
Vorkommen: Europa; Mischwälder mit Buche auf feuchten (Auwald) oder trockenen Standorten (Kalkböden)
Holzeigenschaften: schwer, fest, biegsam, gelblich
Holzverwendung: Konstruktionsholz, Fußböden, Möbelbau, Innenausstattung, Fahrzeugbau, Turngeräte, Werkzeuge
Bedeutung: neben Eiche und Buche wichtigste einheimische Laubbaumart
Gefährdung: Eschentriebsterben (Pilzbefall durch Hymenoscyphus fraxineus), Asiatischer Eschenprachtkäfer

Weiterführende Information:

FraxForFuture

Pressekontakt:

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Martina Plothe

Tel.: +49 3843 6930-311
E-Mail: m.plothe(bei)fnr.de

Schadbild einer stark vom Eschentriebsterben geschädigten Esche. Von der ausladenden, geschlossenen Baumkrone sind nur noch Aststümpfe mit büscheliger Restbelaubung geblieben. Um das Absterben der natürlichen Krone mit äußeren Fein- und Schwachästen auszugleichen, wird eine Sekundärkrone aus Ersatztrieben (Wasserreiser) gebildet. Foto: Sandra Peters, NW-FVA
Schadbild einer stark vom Eschentriebsterben geschädigten Esche. Von der ausladenden, geschlossenen Baumkrone sind nur noch Aststümpfe mit büscheliger Restbelaubung geblieben. Um das Absterben der natürlichen Krone mit äußeren Fein- und Schwachästen auszugleichen, wird eine Sekundärkrone aus Ersatztrieben (Wasserreiser) gebildet. Foto: Sandra Peters, NW-FVA
Stammfußnekrosen sind einer der Hauptgründe, die zum Absterben der Eschen im Zusammenhang mit dem Eschentriebsterben führen. Die Nekrosen werden entweder direkt vom Erreger des Eschentriebsterbens („Falsches Weißes Stängelbecherchen“) oder durch nachfolgende Schaderreger wie Holzfäulepilze hervorgerufen. Foto: Sandra Peters, NW-F
Stammfußnekrosen sind einer der Hauptgründe, die zum Absterben der Eschen im Zusammenhang mit dem Eschentriebsterben führen. Die Nekrosen werden entweder direkt vom Erreger des Eschentriebsterbens („Falsches Weißes Stängelbecherchen“) oder durch nachfolgende Schaderreger wie Holzfäulepilze hervorgerufen. Foto: Sandra Peters, NW-F
Der Grundstein für umfangreiche Forschung zum Eschentriebsterben ist ein einheitliches Monitoring. Dieser Grundstein wurde nun mit dem Handbuch „Eschentriebsterben – Kriterien zur Schadensbonitur an Eschen“ gelegt. Quelle: FNR
Der Grundstein für umfangreiche Forschung zum Eschentriebsterben ist ein einheitliches Monitoring. Dieser Grundstein wurde nun mit dem Handbuch „Eschentriebsterben – Kriterien zur Schadensbonitur an Eschen“ gelegt. Quelle: FNR
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